KV Würzburg - Stadt

 "'Grün ist eben nicht gleich Grün' - Blick auf den unbeliebten Goethe-Platz in Frankfurt 'mit mickrigen Bäumchen mit hässlichen Bewässerungsmanschetten'" - Die Rechte für das Foto liegen bei "Prof. Dr. Constanze A. Petrow

Prof. Dr. Constanze Petrow zum Kardinal-Faulhaber-Platz in Würzburg

Als Fazit des Vortrags von Prof. Dr. Constanze Petrow hielt Grünen-Stadtrat Patrick Friedl ihre zentrale Aussage fest: „Mit einer Tiefgarage wird der Kardinal-Faulhaber-Platz kein Grüner Platz“. Mit ihrem Vortrag „Stadtplätze - Lebendiger Raum“ nahm Prof. Dr. Constanze Petrow von der Hochschule Geisenheim auf Einladung der Stadtratsfraktion und des Kreisverbandes der Würzburger Grünen aus fachlicher Perspektive Stellung zur öffentlichen Debatte um die Gestaltung des Kardinal-Faulhaber-Platzes. Wörtlich riet sie den gut 70 Interessierten: „Lassen Sie sich nicht von der Stadt Würzburg manipulieren - Grün ist eben nicht gleich Grün.“ Anhand vieler Beispiele von Plätzen auf Tiefgaragendeckeln machte sie deutlich, dass dort Bäume nur schwer überleben und nie ihre volle Wuchshöhe erreichen können. „Hochwertige Begegnungs- und Erlebnisräume entstehen da nicht.“

„Plätze sind in erster Linie öffentlicher Raum, das heißt, alle müssen dort Bedingungen vorfinden, die für sie gut sind“, so Prof. Petrow. Es sei entscheidend, dass die Städte ihre öffentlichen Plätze attraktiv machten für Einheimische und Touristen und „der Mensch muss bei jeder so wichtigen städtischen Planung im Mittelpunkt stehen“.

Prof. Petrow hat sich intensiv mit den in Würzburg vorgeschlagenen Konzepten beschäftigt und kommt zu einem deutlichen Urteil über die Pläne des Ratsbegehrens: „Letztendlich handelt es sich bei diesem Entwurf immer noch um eine autogerechte Stadtplanung. Ziel des Ratsbegehrens sei es ganz offensichtlich, gleichbleibend viele Autos in die Stadt zu holen.“

Dabei hätten sich Planungsparadigmen in den letzten Jahrzehnten deutlich verändert: Von der autogerechten Stadt nach Kriegsende hin zu einem Planungsleitbild, das den Menschen in den Mittelpunkt stelle und die Aufenthaltsqualität von Plätzen fördere, so Petrow. In den letzten Jahren werde auch immer mehr eine Anpassung an den Klimawandel bei der Planung von Städten berücksichtigt. Prof. Constanze Petrow: „Viele Städte sind schon erheblich weiter als Würzburg. Es geht schon lange nicht mehr darum, jeden Stellplatz zu verteidigen, sondern heute ist entscheidend, dass man sich auch an heißen Tagen in der Innenstadt aufhalten kann und mag. Und zwar nicht nur gesunde 20-Jährige, sondern auch ältere Menschen und unsere Jüngsten.“

In der Debatte in Würzburg hat Oberbürgermeister Christian Schuchardt den Goetheplatz in Frankfurt mehrfach als positives Beispiel und Vorbild für den Kardinal-Faulhaber-Platz genannt. Das stieß auf Unverständnis bei der Wahlfrankfurterin Petrow: „Bei der Gestaltung hat man sich gerade nicht an den Menschen und möglichen Nutzungen orientiert. „Lassen Sie sich nichts einreden in Punkto Goetheplatz“ empfahl sie den Würzburgern. „Der Zorn der Bürger in Frankfurt war enorm. Der Platz wird wahrgenommen als Steinwüste mit lächerlich kleinem Wasserspiel und wenig Grün“. Die mickrigen Bäumchen führten ein Schattendasein und „haben im Sommerhalbjahr durchgehend hässliche Bewässerungsmanschetten“. Auch den Grund für die fehlende Attraktivität beschrieb sie eindrücklich: „Darunter ist eine Tiefgarage. Deswegen haben sie dort so wenig Grün.“

Auch andere Beispiele, wie der Friedensplatz in Darmstadt, führten sie zu dem Fazit: „Sie bekommen keinen tollen grünen Raum über einer Tiefgarage - die Plätze bleiben grau, selbst bei aufwändiger Bewässerung.“ Allein aus Brandschutzgründen seien über Tiefgaragen mehrere Ausgänge notwendig, dazu die Ein- und Ausfahrt und Lüftungsrohre. „Mit einer Tiefgarage darunter wird das kein Platz an dem sich die Leute gerne aufhalten. Die Tiefgarage wird die Nutzung des Platzes bestimmen und einschränken.“ Gleichzeitig warnte sie vor den hohen Kosten einer Tiefgarage mit Bepflanzung auf dem Deckel. „Fragen Sie doch mal in Frankfurt nach, was so etwas kostet“ empfahl sie den Würzburgern.

Die Bedürfnisse älterer Menschen und von Kindern waren Prof. Petrow ein wichtiges Anliegen, da sie in der Stadtplanung vielfach vernachlässigt würden: „Mit versiegelten Stadtplätzen schaffen wir Orte, an die ältere Menschen und Kinder einfach nicht gehen, wenn es heiß ist“ warnte sie. Weitsichtige Stadtplanung in anderen Städten hätte bereits auf den Klimawandel reagiert. So habe man das neue Planungsziel der „Sponge City“ entwickelt, einer Stadt, die wie ein Schwamm die zu erwartenden Starkregen aufsaugen kann. Dies erfordere eine hohe Wasserdurchlässigkeit, Speicherfähigkeit und große Bäume zur Verdunstung. All das sei mit einer Tiefgarage nicht zu haben. Dazu empfahl sie attraktive Wasserflächen mit Erlebnischarakter.

Stadtrat Patrick Friedl äußerte nach dem Vortrag, er sei etwas überrascht und hocherfreut, dass die Anliegen des Bürgerentscheids 2 derart umfassend bestätigt worden seien durch Prof. Petrow: „Wir liegen mit unseren Grundgedanken absolut richtig und werden mit Elan für unseren Gestaltungsvorschlag werben“, so Friedl. Die grüne Bundestagskandidatin und ehemalige Frankfurter Umweltdezernentin Dr. Manuela Rottmann empfahl ihrer Heimatstadt Würzburg, sich gut zu überlegen: „Was fehlt uns in dieser Stadt wirklich? Noch mehr Parkplätze seien das nicht.“ Friedl: „Was uns fehlt sind echte Grüne Plätze in der Innenstadt mit viel Schatten, großen Bäumen, einer attraktiven Wasserfläche, zum freien Sitzen und teilhaben am Leben in der Stadt ohne Konsumzwang.“ Rottmann und Friedl warben daher beide dafür, dem Bürgerentscheid 2 die Stimme zu geben und - ganz wichtig weil entscheidend - in der Stichfrage „Bürgerentscheid 2“ anzukreuzen.

 

Stephan Link

Pressesprecher von BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN Kreisverband Würzburg‐Stadt


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