KV Würzburg - Stadt

Biologe sprach als Gast der Würzburger Grünen über die Bedeutung der Insekten

Am vergangenen Donnerstag hatte der Kreisverband der Grünen in Würzburg als Auftakt zu der Veranstaltungsreihe "Grün im Gespräch" den Zoologen und Tropenbiologen Dr. Dieter Mahsberg zu Gast. Völlig überrascht wurden die Grünen vom überwältigenden Publikumsinteresse für das vermeintliche Nischen-Thema „Bedeutung der Insekten“. Da sich die Räume der Grünen für die 70 Gesprächsgäste als zu klein erwiesen, erfolgte spontan der Umzug in die benachbarte Weinstube Popp.

Dr. Mahsberg wusste viel Bemerkenswertes über Gliederfüßer zu berichten, zu denen Insekten und ihre nahen Verwandten gehören:

„Von den weltweit 1,5 Millionen beschriebenen Tierarten machen die Insekten & Co. etwa ein zwei Drittel aus. Sie übernehmen vielfache Funktionen als "Dienstleister" in den unterschiedlichen Ökosystemen.“ Sie sind Bestäuber von Blüten- und Nutzpflanzen, können als natürliche Gegenspieler von Schädlingen hilfreich sein, Teil der Nahrungskette und in den Gewässern sogar wie natürliche Filter arbeiten. (z.B. die Wasserflöhe). Dr. Mahsberg: „Enorme Leistung erbringen die Insekten auch als Destruenten (so genannte "Zersetzer").“ Zusammen mit weiteren Gliederfüßern wie Asseln, Termiten, Tausendfüßern und Bodenmilben verwerten sie tierische wie pflanzliche Abfallprodukte der Natur, deren Endprodukte dann wieder in den Nährstoffkreislauf eingehen können. Ohne dieses Stoffrecycling würde sich tote Biomasse anhäufen und zum Problem für alles Leben werden. Ohne die Leistung von Insekten als Zersetzer würde sich zum Beispiel totes Holz in den Wäldern anhäufen, was wiederum der Ausbreitung von Waldbränden Vorschub leisten würde. Insekten sind an Land wichtige Glieder aller Nahrungsnetze, wobei Krebstiere diese Stellung in Gewässern aller Art einnehmen, vor allem im Meer. Nutznießer ist auch hier wieder der Mensch. Da es unter Insekten & Co. aber auch Schädlinge und Überträger von Krankheiten gibt, müssen wir noch viel mehr über diese Tiere wissen.

„Seit dem Frühjahr werden wird die Ergebnisse der "Krefelder Studie" in den verschiedenen Medien zitiert, nach der ein Rückgang der Insekten um 75 % über die letzten 27 Jahre zu verzeichnen ist“, so Grünen-Vorstandsmitglied und Moderatorin des Gesprächs,  Dr. Burck. „Was heißt das für uns?“, wollte sie wissen. „Die Krefelder Fachleute haben in insgesamt 63 Schutzgebieten standardisierte Methoden zur Erfassung der sich entwickelnden Insekten eingesetzt und dabei über die Jahre eine deutliche Abnahme der Insektenbiomasse festgestellt, also der gewogenen Menge an Insekten. Wenn man sich die ökologische Funktion dieser Tiere vor Augen führt, kann dieser Rückgang nicht folgenlos sein.“ Diese Ergebnisse sind deshalb besonders besorgniserregend, weil sie belegen, dass nicht nur die Zahl der einzelnen Arten zurückgegangen ist, sondern auch die Biomasse, also die Population der einzelnen Arten“, erläuterte Dr. Mahsberg. Zu ihren Ergebnissen kamen die Insektenforscher*innen, indem sie die Insekten in Fallen an unterschiedlichen Orten gefangen, sie anhand ihrer Art bestimmt und gezählt, aber auch die Menge der einzelnen Insekten gewogen hatten. Viele der Anwesenden bestätigten, die Studienergebnisse mit ihren eigenen Eindrücken. Sie berichteten ebenfalls vom Rückgang der Artenvielfalt anhand der Beobachtungen aus ihren eigenen Gärten.

Für den Rückgang von Insekten, der weltweit und in unterschiedlichen Lebensräumen offenbar wird, gebe es mehrere Gründe, „so spielten mit Sicherheit auch vom der Menschen gemachte Faktoren eine Rolle“, so Dr. Mahsberg. Die intensive Bewirtschaftung und Verdichtung der Böden durch eine auf Massenproduktion ausgerichtete Landwirtschaft, Felder, die bis an die Straßen und Wegränder heran bearbeitet werden, Pestizide und Überdüngung und der häufige Einsatz von Insektenvernichtungsmitteln sei eine Gefahr für Insekten. Ebenso schränke die Verdichtung der Böden durch riesige und schwere Landmaschinen und der voranschreitende Flächenverbrauch den Lebensraum der Insekten weiter ein. Hinzu komme der immense Verlust an Insektenbiomasse durch Straßenverkehr und  und Lichtverschmutzung.

„Was kann der Einzelne tun, um die Insektenvielfalt zu fördern?“ Dr. Mahsberg: „Wir können uns auf unterschiedliche Weise für den Erhalt der Insektenvielfalt einsetzen. Wir müssen uns bewusst machen, welche wichtigen Leistungen die Insekten für uns übernehmen.“ So bestäubten keineswegs nur Honigbienen, sondern auch Wildbienen, Schwebfliegen und viele Mücken, Käfer und andere Insekten unsere Pflanzen und sorgten somit für den stetigen Ernteertrag unserer Kulturpflanzen. Als Menschen sind wir Teil verschiedener Ökosysteme, deren Gleichgewicht es zu erhalten gälte. Dr. Mahsberg: "Seien Sie unordentlich, räumen Sie Ihren Garten nicht zu sehr auf, schneiden Sie nicht jeden trockenen Stiel aus Ihrem Staudenbeet und kratzen Sie nicht das letzte Gräschen aus den Fugen der Wege, denn all dies ist Lebensraum und Lebensgrundlage für zahlreiche Insekten und Co. und Gliederfüßer." Diesen Appell richtete Dr. Mahsberg an sein Publikum und stieß dabei auf offene Ohren.

Ihre Fortsetzung findet die Veranstaltungs-Reihe "Grün im Gespräch" am Donnerstag, den 30. November, um 19.00 Uhr in der Textorstraße 14 mit dem Referat Ökologie und Nachhaltigkeit der Studierenden-Vertretung der Uni Würzburg - Thema: „CampusGarten - Aus dem Hörsaal in den Uni-Garten.“

 

 

 

 

 

 

 

 


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